Doch nicht nur Salz und Holz: Frühindustrielle Spinnerei im Kammergut

Vortrag: Ernst Tipka

Donnerstag, 14. November, 19 Uhr
Open Space im Hand.Werk.Haus, Eintritt freiw. Spende

Die Linzer Wollzeugfabrik erzeugte im 18. Jahrhundert eine breite Palette gröberer und feinerer Stoffe aus Wolle für überregionale Märkte. 1746 wurde dem Gmundner Salzamtmann der Vorschlag unterbreitet, im Salzkammergut Wollspinnerei für die Linzer Fabrik als Mittel der Armutsbekämpfung einzuführen. Für das Jahr 1753 lässt sich die Verbreitung der Spinnerei anhand von Armen- bzw. Bettlerlisten nachweisen. Für Goisern zeigt sich, dass von den 69 registrierten Bettler*innen 22 Spinnarbeit für die Linzer Fabrik verrichteten. Eine Aufstellung des Salzoberamtes aus 1788 zeigt eine weit größere Verbreitung der Wollspinnerei, im Raum Goisern gingen demzufolge 360 Personen der Spinnerei für die Linzer Fabrik nach, während 25 Personen Baumwolle für die Kristeiner Cotton-Fabrik spannen. In Hallstatt hatte zu diesem Zeitpunkt die Baumwolle die Wollspinnerei bereits überflügelt. Aus Hallstätter Daten lässt sich auch die Verankerung der hausindustriellen Spinnerei in verschiedenen Bevölkerungsgruppen rekonstruieren. Vor allem in den Haushalten von Witwen und ledigen Frauen wurde dieser Arbeit nachgegangen, ebenso aber auch in Bergarbeiter- und Pfannhauser-Haushalten. Die wiederkehrenden Petitionen von Frauen wegen ausbleibender Wolllieferungen verdeutlichen, wie sehr die Spinnerei bereits Bestandteil des häuslichen Verdienstes bzw. Zuverdienstes geworden war, das Salzoberamt hatte sogar den Bezug von Witwenpensionen an die Bereitschaft zum Wollspinnen geknüpft. Die Wollspinnerei für die Linzer Fabrik war so – jedenfalls in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert – Teil des salzwirtschaftlichen Arbeitssystems im Kammergut geworden.

Ernst Tipka präsentiert diese Ergebnisse seiner Dissertation, die die Wirtschaftsführung des Kammergutes um einen spannenden Baustein erweitern, außerdem am Sonntag, 17. Dezember, 15 Uhr im Museum Ebensee